Fallberichte als Geschichten erzählen – crossmedial und bildzentriert
Die Dokumentation von Behandlungsbeispielen, vulgo Fallbericht, ist ein Klassiker. Früher nur als Druckversion in Zeitschriften publiziert, gibt es sie heute auch online, als Slideshows oder Videos. Wie sich Fallberichte im crossmedialen Zeitalter rezeptionsgerecht präsentieren lassen, lesen Sie hier.
Fallberichte orientieren Zahnärzte und Zahnärztinnen über eine Behandlungsmethode, mit häufig neuen, praktisch verwertbaren Informationen. Dazu gehört immer gutes Bildmaterial, Arbeitsschritte werden akkurat beschrieben. Fallberichte können aber im Idealfall noch viel mehr: Sie liefern Hinweise, ob eine Methode geeignet ist oder nicht, bereits bevor sie wissenschaftlich untersucht wurde (1, 2). Sie können entsprechend Anregungen und wertvolle Informationen für klinische Studien enthalten und haben damit das Potenzial, die medizinische Versorgung zu verbessern.
„Ein Fallbericht erzählt eine Geschichte (…), die den Behandlungsanlass, Befunde, Diagnosen, therapeutische Maßnahmen und Ergebnisse einschließlich Nebenwirkungen (…) umfasst.“ Abschließend wird das Behandlungsbeispiel diskutiert und es werden – praktisch umsetzbare – Schlussfolgerungen gezogen, selbstverständlich vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur. Daneben sollte erkennbar sein, wie der Patient das Ergebnis bewertet. Ein aktuelles Beispiel finden Sie in diesem Fachartikel.
Bildinformation direkt beim Bild
Fallberichte sind häufig nur noch online verfügbar. Das liegt auch daran, dass dort eine unbegrenzte Bildzahl publiziert werden kann – praktisch ohne Zusatzkosten. Natürlich gibt es auch hier rezeptionsbedingte Grenzen. Was leider oft fehlt, sind aussagekräftige Bildlegenden. Anders als zahnärztliche Urheber glauben, ist auf den Bildern nicht alles Relevante erkennbar: weder das Patientenalter und - geschlecht, der zeitliche Abstand zwischen Maßnahmen, noch relevante Details zur verwendeten (neuen) Technik. Im Fließtext nach diesen Informationen zu suchen, ist ineffektiv. Das Problem gedruckter Fallberichte wird damit unnötigerweise in die Online-Welt verpflanzt.
Die Lösung ist einfach: Die aussagekräftige Legende direkt unter oder neben das Bild stellen. Die Geschichte des Fallberichts lässt sich damit allein über die Bilderfolge aufnehmen (vgl. Spieckermann, logo-Sonderdruck, für Camlog Biotechnologies). Den klinischen, radiologischen und sonstigen Ausgangsbildern wird die Befundbeschreibung mit Anamnese zugeordnet. Die Abschlussbilder enthalten eine knappe Bewertung mit Schlussfolgerungen.
Als inhaltlich tiefergehender Rahmen dienen Einleitung und Diskussion. Die Einleitung enthält eine, meist kurze, Darstellung des Zusammenhangs und die Zielrichtung des Fallberichts – im Sinne der in wissenschaftlichen Publikationen üblichen „fokussierten Frage“. In der Diskussion werden schließlich Behandlungsverlauf und Ergebnisse eingeordnet. Hier besteht die Möglichkeit, die in der Bildlegende enthaltenen patientenbezogenen und methodischen Informationen zu erweitern und in einen größeren Kontext zu stellen.
Crossmedialen Mehrwert nutzen
In Fachjournalen hochwertig gedruckte Fallberichte können ein Lese- und visueller Genuss sein. Online funktionieren sie auch als PDF-Version, allerdings –abgesehen von eleganteren Archivierungsmöglichkeiten – ohne echten Mehrwert. Ein Schritt weiter sind Online-Artikel, kombiniert mit nutzerfreundlichen Bildfolgen (Slideshows). Ergänzt werden können diese durch weitere multimediale Elemente, zum Bespiel Videos von Behandlungsabfolgen, Screenshots oder Screen-Videos aus der Software oder interaktive Online-Applikationen (zum Beispiel CAD/CAMRender-Darstellungen). Denkbar sind auch Video-Slideshows. Aber: Klinischen Nutzen bringen all diese bildbasierten Informationen nur mit relevanten und ausreichend gehaltvollen Erläuterungen. Das können textbasierte Legenden sein oder, vergleichbar mit einer Filmvertonung, gesprochene Kommentare, die Videos oder Videofolgen zugeordnet werden. Den angeteaserten vollständigen Printbeitrag zum vorangehenden Beispiel finden Sie hier.
Fachliche Bodenhaftung bleibt Basis
Natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, zum Beispiel über Einbindung von Facebook, YouTube und Co. Wohin die multimediale Reise auch führt, zuerst kommen fachlicher Gehalt, Praxistauglichkeit und Glaubwürdigkeit dargebotener Empfehlungen. Im Idealfall präsentiert sich der Fallbericht als gern gelesene Geschichte, die die Zahnmedizin voranbringt.
Zur Vertiefung
- Gagnier JJ, Kienle G, Altman DG, Moher D, Sox H, Riley D, et al. The CARE Guidelines: Consensus-based Clinical Case Reporting Guideline Development. Global Advances in Health and Medicine 2013;2:38-43.
- CARE group, Riley D. Why case reports? What are the CARE guidelines? https://www.care-statement.org/. online database, accessed 20190429.
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